In dem heutigen Science-Beitrag stellen wir Ihnen spannende Kieler Forschung vor und ziehen dafür die wissenschaftliche Publikation „Use and Efficacy of Information Technology in Innovation Processes: The Specific Role of Servitization“ von Kroh et al. (2018) heran. In dieser wurde die Nutzung und Wirksamkeit der IT in Innovationsprozessen sowie die besondere Rolle der Servitization untersucht.
Was macht diesen Beitrag besonders interessant für Sie?
- Sie erfahren, wie Sie die Informationsverarbeitungsfähigkeiten Ihres Unternehmens verbessern können
- Sie erfahren, was Sie bei der Einführung von IT-Tools in Ihrem Unternehmen berücksichtigen sollten
- Sie erfahren, wie sich die Dienstleistungsorientierung Ihres Unternehmens auf die IT-Tool-Nutzung, das Marktwissen und die Innovationsleistung auswirkt
Was bedeutet Servitization?
Immer mehr produzierende und produktorientierte Unternehmen ergänzen oder ersetzen ihr Produktgeschäft durch Dienstleistungen. Dieser Trend wird als Servitization bezeichnet.
Was sind eigentlich IT-Tools?
Folgende Übersicht bildet das Spektrum an IT-Tools für interne und externe Informationsflüsse ab:
Kategorie | IT-Tool | |
Externe Informationsflüsse | Kollaborationstools | Blogs/Microblogs |
Cloud-basiertes Filesharing | ||
Crowdsourcing zur Generierung und Auswertung von Daten | ||
Online Foren | ||
Online Umfrage zu Bedürfnissen | ||
Social Media | ||
Web-basierte Toolkits | ||
Web-Plattformen | ||
Informations- und Wissensmanagement | Datenmining | |
Geteilte Datenordner | ||
Online Meetings | ||
Wikis | ||
Interne Informationsflüsse | Projekt- und Prozessmanagement | Decision-Support-Systeme zur Projektevaluation |
Protokolle zum Dateientransfer | ||
innovationsmanagement-Software | ||
Produktionsentwicklungs- und planungstools | Software zum Testen von Konzepten | |
Software zur Ideengenerierung | ||
Software zum Produktdesign | ||
Virtuelles Prototyping |
Welchen Anforderungen der Unternehmensumwelt müssen Unternehmen gerecht werden?
Egal ob inkrementell, disruptiv, architektonisch oder radikal: Unternehmen müssen innovieren, um den Anforderungen der dynamischen Umwelt gerecht zu werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Informationsverarbeitungsfähigkeit. In einer schnelllebigen Umwelt steigt nämlich nicht nur die Anzahl an Informationen, sondern auch der Bedarf an Fähigkeiten, um die Vielzahl von internen und externen Informationen zu verarbeiten und zu verteilen. Unternehmen können diese Fähigkeiten verbessern, indem sie IT-Tools implementieren. IT-Tools verbessern nicht nur den internen und externen Informationsfluss, sondern erhöhen auch das Ausmaß an relevantem Marktwissen, welches die Innovationsleistung von Unternehmen steigert. Doch welche Rolle spielt dabei der Geschäftsfokus bzw. die „Servitization“? In welche Richtung verändert der Grad der Servitization die Nutzungsintensität von IT-Tools? Welche Handlungsempfehlungen lassen sich für die Praxis ableiten?
Was macht Dienstleistungsinnovationen besonders?
Dienstleistungsinnovationen werden nicht nur immer wichtiger, sondern weisen auch eine hohe Komplexität und Intangibilität auf. Diese Eigenschaften spiegeln sich in der starken Einbindung von Kunden, Mitarbeitern, Partnern und weiteren Stakeholdern im Dienstleistungsnetzwerk wider und stellen Unternehmen vor große Herausforderungen, wenn es darum geht neue relevante Informationen zu generieren, zu verarbeiten und zu verteilen. IT-Tools können Abhilfe schaffen, jedoch muss die Heterogenität der beteiligten Stakeholder berücksichtigt werden, denn je mehr verschiedene Stakeholder involviert sind, desto schwieriger wird es diese mit einem geringen Spektrum an IT-Tools zu bedienen.
Inwiefern schaffen IT-Tools Abhilfe bei der Bewältigung von Dienstleistungsinnovationen und wo liegen die Grenzen?
Ein intensiver IT-Einsatz wirkt sich positiv auf die unternehmensweite Innovationsleistung aus. Die intensive Nutzung von IT-Tools zur Stärkung des internen Informationsflusses und von IT-Tools zur Unterstützung des Austauschs mit externen Stakeholdern erhöht die Marktkenntnisse eines Unternehmens, was die Leistung des Innovationsprogramms verbessert. Gerade Dienstleistungsinnovationen haben einen höheren Informationsbedarf als Produktinnovationen, sodass diese stärker von einer intensiven IT-Nutzung profitieren. Nur kommt erneut das Problem auf, dass die Komplexität von Dienstleistungen die IT-Implementierung erschwert. Diese Situation mündet in dem Dilemma, dass Unternehmen mit einem höheren Grad an Servitization weniger IT nutzen, obwohl sie mehr von dem Marktwissen profitieren können, das durch IT-Tools geschaffen wird.
Was können Manager:innen des Unternehmens bei der Einführung neuer IT-Tools beachten?
- Manager:innen, die eine höhere Leistung ihres Innovationsprogramms anstreben, sollten die Sammlung, Verarbeitung und Weitergabe von Marktinformationen höher priorisieren und das unabhängig vom Geschäftsfokus.
Investitionen in IT-Tools, die den Mitarbeiter:innen helfen, Informationen zu sammeln und mit externen Stakeholdern in ihrem Ökosystem zu interagieren, sowie in IT-Tools, die den internen Informations- und Wissensaustausch zwischen den Mitgliedern, Abteilungen und Geschäftsbereichen der Organisation erleichtern, werden nicht nur ein besseres unternehmensweites Marktwissen aufbauen, sondern auch zu erfolgreicheren Innovationsaktivitäten führen.
- Manager:innen sollten sicherstellen, dass alle relevanten Mitarbeiter:innen Zugang zu den IT-Tools erhalten sowie geschult und zur Nutzung ermutigt werden.
Es kann nämlich durchaus passieren, dass die die Mitarbeiter:innen das IT-Tool aufgrund komplexer Zugriffsrechte, eingeschränkter Nutzbarkeit oder einer grundsätzlichen Skepsis nicht nutzten. Eine einfache Einführungsschulung kann bereits ein erster Ansatz sein.
- Wenn Manager:innen den Dienstleistungsschwerpunkt ihres Unternehmens verstärken wollen oder bereits ein starkes Dienstleistungsgeschäft haben, müssen sie sich bewusst sein, dass die Marktkenntnisse ihres Unternehmens noch erfolgskritischer werden.
Dienstleistungsinnovationen sind komplex, beruhen auf tazitem (vom Menschen nicht loszulösendes, verankertes) Wissen und beziehen mehrere Stakeholder, wie z. B. Kunden, mit ein. Dienstleistungsorientierte Unternehmen müssen daher für eine effiziente IT-Nutzung ein flexibles, modulares und offenes IT-System implementieren und alle relevanten internen und externen Stakeholder einbeziehen. Von besonderer Bedeutung hierbei ist jedoch auch die Harmonisierung der bestehenden IT-Systeme, um die Komplexität IT-seitig zu reduzieren.
Hat der Beitrag Ihr Interesse geweckt?
Dann schauen Sie sich doch gerne die gesamte Publikation von Kroh et al. (2018) an:
Kroh, J., Luetjen, H., Globocnik, D., & Schultz, C. (2018). Use and efficacy of information technology in innovation processes: the specific role of servitization. Journal of Product Innovation Management, 35(5), 720-741.